Donnerstag, 6. August 2015

Herr Lorenz erzählt in der taz: Mein erster Besuch im Arcanoa

In der heutigen taz ist diese Comicseite von mir abgedruckt.

Hier ist als Ergänzung zur gedruckten Ausgabe die Sammlung der Notizen die ich vorher gemacht habe:

Es war Mitte November, ich hatte am Tag vorher mein Begrüßungsgeld abgeholt, war beim Ramones-Konzert in der Eissprthalle gewesen und hatte auch schon Freunde im Westen gefunden. Sie waren neugierig auf uns und ich auf sie und ihre Welt.
Wir hatten uns am Anfang der Potsdamer Straße getroffen und fuhren mit unseren Fahrrädern kreuz und quer durch leere Straßen. Ich wollte gern irgendwo ein Bier trinken, in einer richtigen westberliner Kneipe. Irgendwann hielten wir an und gingen durch eine kleine Tür. Es war nicht sehr hell und ich schaute mich im Halbdunkel um.
War das eine Zauberhöhle oder eine Geisterbahn? Eine okkulte Stätte? Es gab kaum normale Möbelstücke, die Tische, Stühle auch der Tresen waren aus Eisen geformt, über den Köpfen war ein eisernes Vogelnest geflochten, Wände und Decke mit Fresco-Malereien versehen.
Wir lehnten uns an den Tresen, schauten in den kleinen Wasserlauf an unseren Ellenbogen. Axel bestellte, ich schaute mich um.
Schwarzgewandete, wahrscheinlich bleiche Gestalten bevölkerten den Raum. Dieser Westen war besser als ich ihn mir vorgestellt hatte. Die machten bestimmt düsterste Krachmusik, elementar nihilistische Lyrik oder Installationen des Todes!
Später machten noch zwei Leute Musik. Die Rhythmen waren seit Jahrhunderten schon verfemt, die Gesänge in einer Sprache die der unserer Vorväter ähnelte.
Ich bestellte die eine oder andere Runde, ein beträchtlicher Teil meiner D-Mark ging dabei drauf.
Später habe ich oft versucht, mich an die kleine Straße zu erinnern, landete aber immer nur in Läden die denen in Friedrichshain, Leipzig oder Greifswald ziemlich ähnelten.
Auch der Westen war einfach nur normal.


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